„Wir sind der Anwalt des Sports“
Schweinfurt (eva). „Schiedsrichter und Applaus, das passt nicht zusammen“, befand der ehemalige DFB-Ausnahmeschiedsrichter Lutz Wagner eingangs des Talkabends der 1. Fußballschule Schweinfurt. Es war der dritte Talkabend zu dem Wolfgang Hau (Inhaber der 1. Fußballschule Schweinfurt) und Bernd Hertlein (Manager der 1. Fußballschule Schweinfurt) eingeladen hatten.
Wiederum war das Ford-Autohaus der Firma Löffler im Schweinfurter Gewerbegebiet Hafen, das Auditorium der Veranstaltung, die vom Bauteilprüfzentrum Scheller, Schweinfurt und dem Fitnessland Schweinfurt präsentiert wurde.
Zahlreiche Sponsoren konnte Bernd Hertlein zu dem Abend begrüßen. Neben den Unterstützern der 1. Fußballschule Schweinfurt waren mit Timo Wenzel (Chefcoach des 1. FC Schweinfurt 05), Norbert Kleider (Torwarttrainer der 05er) und Dieter Wirsching (Ex-Profi) sowie Abordnungen der Schiedsrichtergruppen Gerolzhofen und Hassberge interessierte Fußballkenner zugegen. Gerne hätte man auch Mitglieder der Schiedsrichtergruppe Schweinfurt begrüßt, doch leider blieb die Einladung ohne Resonanz.
Die, die gekommen waren, sie erlebten einen kurzweiligen und sehr informativen Abend. Lutz Wagner verbindet geschickt die Tätigkeit des Schiedsrichters mit der Tätigkeit einer Führungsperson. „Als Schiedsrichter ist man Polizist, Richter und Sozialarbeiter in einer Person.Wenn sie im täglichen Arbeitsleben stehen, sind sie ebenfalls in diesen drei Rollen gefordert. Sachverhalte aufnehmen, über richtig oder unrichtig entscheiden, aber auch letztlich Trost spenden, den Mitarbeiter wieder aufbauen.“
Wagner zeigt sich als der geborene Rhetoriker, der mit der Sprache spielt, der sie mit Gestik verbindet, der mit beiden Attributen die Zuhörer fesselt, sie durch die Augen eines Schiedsrichters ins richtige Leben blicken lässt.
„Anerkennung ist wichtig.Aber je höher sie steigen, um so weniger wird man ihnen Anerkennung entgegenbringen.“ „Wenn viele nach Ihnen rufen läuft etwas falsch. Wenn wenige rufen,dann machen sie alles richtig.“ „Ohne Team läuft nichts. Weder im Autohaus noch auf dem Spielfeld. Nur gemeinsam kann man Big Points setzen.“ Dies sind einige seiner Bonmots, die mit Beifall bedacht werden. Beifall gibt es auch bei seiner Kritik am Videobeweis. „Der Zuschauer möchte Transparenz im Spiel, Vertrauen in die Entscheidung des Schiedsrichters. Das ist beim Videobeweis nicht gegeben, vielmehr wird hier Intransparenz gezeigt.“ War der erste Teil des Abends noch allein auf den heutigen Key Note Speaker und Manager Trainer bezogen, wurden im zweiten Teil die Zuhörer mit einbezogen. Rote und gelbe Karten wurden ausgeteilt, via Beamer Spielsituationen gezeigt und die Zuschauer mussten spontan eine der beiden Karten zücken. Platzverweis oder Verwarnung lautet jeweils die Frage. Wie schwierig die Entscheidungen sind, das bewiesen auch die Reaktionen aus den Schiedsrichtergruppen.
Auch im zweiten Teil spannte Wagner den Bogen zwischen Schiedsrichter und Führungskraft, zeigte auf wie gleich gelagert beide Personen sind. Am Bespiel des Weltschiedsrichters Pierluigi Collina stellte er fest: „Collina war überwertet. Er war nicht der Beste. Er hat sich aber gut präsentiert. Das unterstreicht, je höher die Position, desto höher die Eitelkeit.“ Was Lutz Wagner den Zuhörern abschließend mit auf den Weg gab:“ Habt Respekt vor dem anderen, dann wird auch Euch Respekt entgegengebracht.“
Am Ende seines gut eineinhalbstündigen Vortrags gab es lang anhaltenden Applaus. Dies wiederum führt den Eingangssatz ad absurdum, denn es zeigte, Schiedsrichter und Applaus passen doch zusammen. Für Wolfgang Hau und Bernd Hertlein war der Applaus eine Bestätigung alles richtig gemacht zu haben und gleichzeitig der Ansporn zur vierten Auflage der Talkabende im Jahr 2019.